Gerne können Sie sich vorher und/oder nachher von der „Theaterschenke“ kulinarisch verwöhnen lassen.
Inhalt
Ein als Knabe verkleidetes Mädchen liebt einen Mann, der glaubt eine Gräfin zu lieben, die wiederum den Knaben liebt, der aber doch ein Mädchen ist…???
Die verrückteste, die schönste, die zarteste, die bitterste Komödie William Shakespeares versetzt uns in das ersonnene Land Illyrien, wo Herzog Orsino seine Liebessehnsucht mit Musik schürt und Gräfin Olivia sich selbstmitleidig in ewige Trauer vergraben will.Dort strandet die schiffbrüchige Viola, die ihren Bruder Sebastian ertrunken wähnt und ihren Lebensunterhalt nun selbst verdienen muss. Als Knabe verkleidet verdingt sie sich beim Herzog, erwirbt sein Vertrauen und verliebt sich in ihn. Der jedoch benutzt Viola, die sich nun Cesario nennt, als Überbringer der Liebesbotschaften an Gräfin Olivia.
Das Ränkespiel nimmt seinen Lauf, während Olivias kesse Magd Maria und die trinkfesten Gesellen Sir Toby Rülps und Sir Andrew Leichenwang sich über Olivias aufgeblasenen und selbstgerechten Haushofmeister Malvolio ärgern. Er verdirbt ihnen jeden Spaß und so hecken sie einen gemein-witzigen Racheplan aus, der dann alle in einen turbulenten Strudel der Verwirrungen zieht.Shakespeare zieht uns tief in tragisch-komische, bittersüße Gefühlstäuschungen hinein, lässt uns aus dem Lachen nicht herauskommen, das manches Mal auch im Halse stecken bleiben könnte. Und gleichzeitig erfüllt uns die traurig-weise Einsicht des dünnhäutig gewordenen Narren in die Verwirrungen menschlichen Handelns.Eine schwarze Komödie der Unruhe, die bleibt.
Wenn einem als Besucher einer fast dreistündigen Theateraufführung die Zeit wie im Flug vergeht, man sich herrlich amüsiert und gierig die spannende Handlung voll Komik, aber auch voll Melancholie und Tiefgang verfolgt, dann hat man einen überaus gelungenen Theaterabend erlebt.
Im TAM OST bei der Première von Shakespeares „Was ihr wollt“ kam das Publikum in der ausverkauften Vorstellung in diesen Hochgenuss. Regisseur Stefan Vincent Schmidt hatte das Stück dort mit dem glänzend motivierten Ensemble des TAM OST inszeniert und die Besucher begeistert. 1602 in London uraufgeführt, gilt „Was ihr wollt“ als Shakespeares verrückteste, schönste, zarteste und bitterste Komödie über die Spielart von Liebe, falsche Identitäten und seelische Verirrungen. In der poetischen Sprache des Dichters vorgetragen, liefern Liebespaare jeder Couleur und zu jeder Zeit Stoff für Rollentausch und Grabenkämpfe zwischen den Geschlechtern in Gefühlschaos und Liebeswirrwarr.
Stefan V. Schmidt ist nicht nur ein ausgezeichneter Regisseur, sondern auch ein talentierter Pianist, der zu Beginn und später auch zwischendurch den zweiten Satz aus der großen A-Dur Sonate von Franz Schubert spielt, zum Gefallen Herzog Orsinos und des Publikums. Die schwarze Kulisse braucht nicht mehr als einen roten kleinen und beweglichen Quader, links und rechts der Bühne zwei mit Papier verkleidete Sprossenwände und im Hintergrund einen längs verlaufenden Graben, der auch das Meer verdecken kann und als günstiges Versteck fungiert.
Bei einem Schiffbruch verliert Viola (Jutta Schmidt) ihren Zwillingsbruder Sebastian (Florian Fuchs), aber sie wird Valentin (Anian Rutz), dem Diener Herzog Orsinos gerettet, ihr Bruder später vom Piraten Antonio (Hermann Hager). Beide Geschwister aber halten ihren Zwilling für verloren. Viola verdingt sich zum Lebensunterhalt nun als Knabe verkleidet beim Herzog von Illyrien (Christian Domnick), der bei Musikgenuss in seine Liebessehnsucht nach Gräfin Olivia (Claudia Loy) versinkt und doch immer nur um sich selbst kreist. Olivia wiederum verliebt sich im Handumdrehn in den vermeintlichen Knaben Cesario, der aber, da in Wahrheit ein Mädchen, zu Orsino in Liebe fällt. Alle verkennen die Identität ihres Gegenübers mit entsprechenden Folgen, das Publikum aber sieht durch sein Vorwissen die Geschichte klar und genießt die Komik in vollem Umfang.
Jutta Schmidt als Viola verleiht den Schwierigkeiten, in die sie ihre Verkleidung und ihre verwirrten Gefühle bringen, unnachahmlich Ausdruck, ist ängstlich, dann wieder keck und von beredtem Mienenspiel. Christian Domnick als Herzog Orsino bringt diesen scheinbar liebeskranken, in Wahrheit aber nur in den Zustand seines erfolglosen Werbens verliebten Egomanen so komisch wie tragisch glaubwürdig zum Ausdruck. Claudia Loy in der Figur der schönen Olivia überzeugt erst als spröde Gräfin, die keinerlei Gefühle für Orsino oder andere Männer übrig hat, dann aber auch, als sie sich Hals über Kopf und jäh entflammt dem plötzlich wieder aufgetauchten Zwillingsbruder Violas, Sebastian, hingibt, den sie für Cesario hält.
Überbordende Heiterkeit
Für überbordende Heiterkeit sorgen dazu Klaus Einsele als Olivias Onkel, der trunksüchtige Sir Toby Rülps und der einfältige, zaudernde und zagende Sir Andrew Leichenwang (Helmut Huber). Diesen hält sich Sir Toby als Finanzier seines Lotterlebens, doch der bleibt nur bei ihm, weil ihm Rülps die Gunst Gräfin Olivias in Aussicht stellt. Bei ihren hinreißenden Pantomimen in einer überaus witzigen Choreografie ihres Torkelns und Hüpfens, Schreitens und Stolperns, Springens und Fallens bleibt wahrlich kein Auge trocken.
Die herrliche Parodie eines pedantisch strengen, humorlosen Haushofmeisters Malvolio im Dienste der Gräfin Olivia spielt Alexander Schoenhoff in allen urkomischen Facetten eines eigenverliebten, von allen gehassten Ekels. Ihn führt Sabine Herrberg höchst munter, schlau, keck und ideenreich als Maria, Zofe der Gräfin, mit Hilfe von Sir Toby und Fabian (Klaus Lüders) in einer Intrige grandios vor und gibt ihn der Lächerlichkeit preis.
Ein besonderer Part in Glitzerweste und Zylinder kommt Klaus Schöberl in der Rolle des Narren Feste zu, der weltweise mit Worten jongliert und einen klugen Narren besser findet als einen närrischen Klugscheißer. Wie jeden Clown umweht ihn ein Hauch von Schwermut, die geheime Trauer verlässt ihn nie. Die Kostüme der anderen Figuren sind von heutiger Zeit und in den Farben Schwarz, Rosa und Anthrazit eine gelungener Mischung bei Anzug, Kleid oder Accessoires. Wenn zum Schluss alle Fäden entwirrt, die verschiedenen Charaktere bloßgestellt und sowohl Erleichterung, wie Scham, Freude wie Trauer die Personen erfüllen, spricht der Narr sein melancholisches Gedicht, von dem es am Ende heißt: „Die Welt steht schon so lange Zeit, mit he und ho und bei Regen und Wind, also Schluss mit dem Stück und der Seligkeit, ich hoffe es hat Euch gefreut“, dann konnten die Zuschauer das wahrlich bejahen, denn sie hatten einen Theaterabend erleben dürfen, bei dem alle überzeugten…
Donnerstags von 16 – 19 Uhr ist Frau Gabi Tachakor für Sie da
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