Schauspiel von Marc Camoletti
Regie: Anja Rajch und Hans Anker
Die Frau verpasst ihr Flugzeug und überrascht bei ihrer Heimkehr ihren Ehemann mit einem leichtgeschürzten Choreografen in der gemeinsamen Wohnung. Die beiden Herren scheinen die Nacht miteinander verbracht zu haben, obwohl sich der gute Gatte an nichts erinnern kann. Auch der Gast reagiert auf alle Fragen eher ausweichend.
Beide wollen nicht recht über die Geschehnisse der letzten Nacht plaudern. Da wirft sie ihren Mann kurzentschlossen aus der Wohnung. Allerdings: Am nächsten Tag lädt sie selbst den fremden Mann zu sich ein und erfährt zu ihrer großen Erleichterung, dass gar nichts zwischen ihm und ihrem Mann vorgefallen ist.
Aber sie bittet ihn, den Ehemann glauben zu lassen, sie hätten eine heiße Liebesnacht miteinander verbracht. Und sie versucht tatsächlich, den hübschen Tänzer zu verführen. Noch einen Tag später findet der Ehemann seine Frau in genau der gleichen Situation – mit umgekehrten Vorzeichen.
Nun folgen turbulente Irrungen und Wirrungen, bis schließlich in dem hitzigen Wortgefecht die Bombe platzt. „Flitterwochen zu dritt“ sind angesagt.
Marc Camoletti, Franzose mit italienischen Wurzeln und 1923 in Genf geboren, ist als leibhaftiger Lustspiellieferant ein Meister seines Fachs. Er schrieb seit den 1950’ern Komödien voller Wortwitz und Situationskomik. 1960 wurde er mit „Boeing Boeing“ weltberühmt. 2003 verstarb Camoletti in Deauville.
„Ich kann das erklären”
Lustige „Flitterwochen zu dritt“ von Marc Camoletti im Rosenheimer TAM OST
von Rainer W. Janka
In Lustspielen gibt es immer wieder die Situation, dass ein fremder Mann in einem Bett auftaucht: Wer ist der Mann in diesem Bett? Die Antworten auf diese stereotype Frage sind die ebenso stereotypen Antworten: „Ich kann das erklären“ und „Es ist nicht so, wie es aussieht“. Die Komödie „Flitterwochen zu dritt“ von Marc Camoletti lebt davon, dass die Situation eben nicht einfach so erklärt werden kann: Die Ehefrau ertappt den Ehemann mit einem anderen Mann, einem Choreografen. Die Erklärung des Ehemannes bleibt vage, die Ehefrau rächt sich.
Gespickt mit Aperçus und Sottisen
Mehr sei nicht verraten, um die Vorfreude auf einen Besuch im TAM OST nicht zu zerstören. Denn die Inszenierung des Ensembles TAM OST unter der Regie von Hans Anker und Anja Rajch ist eine Freude: Das relativ kurze Stück (70 Minuten ohne Pause) ist witzig und geistreich, weil gespickt mit vielen Aperçus, Sottisen und maliziösen Bemerkungen: „Ein Mann lügt nie – er erfindet nur die Wahrheit, die er gerade braucht. “ Oder: „Konsequent ist doch nur der, der sich mit den Umständen ändert.“ Lustig ist allein schon die Ausgangssituation und lustiger sind die absurd genauen und deshalb weitschweifigen Antworten auf bohrende Fragen. Und versöhnlich ist der Schluss.
Das Stück ist wie für Corona-Zeiten gemacht: Es ist kurz und es gibt nur drei Personen, die sich nie ganz nahekommen. Die Regie verteilt die drei Personen deswegen geschickt immer neu auf der etwas karg eingerichteten Bühne. Die Hauptsache ist ja die pointenreiche Konversation. Die genießt am meisten Oliver Heinke als der fremde Mann im Bett: Leicht, eben nicht übertrieben angeschwult, geziert und mit einer raffinierten Naivität serviert er seine Pointen – er hat die meisten davon – mit geschickt gesetzten Kunstpausen. Christian Swoboda gibt den ganz normalen Ehemann, der die Situation eben nicht genau erklären kann, in guter Steigerung seiner zornigen Ohnmacht, weil die Ehefrau ihn für etwas bestrafen will, dessen er sich nicht bewusst ist.
Die Gattin ganz in Giftgrün
Diese Ehefrau spielt Jutta Schmidt, ganz in Giftgrün sogar bis auf die Fingernägel, hinlänglich süffisant: Wenn sie giftig-spitz sein kann, lebt sie richtig auf und ihr Mund kräuselt sich genüsslich. Genießerisch bietet sie sich dem fremden Mann an und schafft damit genau die Situation, in der sie ihren Mann angetroffen hat. Die Verwirrung steigert sich, die Situation wird emotional explosiv, bis es eben zu den „Flitterwochen zu dritt“ kommt.
Zur Bildergalerie: https://photos.app.goo.gl/i9BuMZvfpKLJWeGM8
Hinweis: Diese Daten liegen im TAM-Medienarchiv auf unserem Google-Drive
PREMIERE: Sa 12. September 2020
WEITERE TERMINE
So 13. September
Fr/Sa/So 18/19/20. September
Fr/Sa/So 25/26/27. September
Zusatzvorstellung
So 27. September 20 Uhr
Spielbeginn:
Freitags und Samstags 20 Uhr
Sonntags 17 Uhr
Einlass:
ca. 60 Min. vor Spielbeginn
Dauer:
70 Min. ohne Pause
Bewirtung:
Gerne können Sie sich vorher und/oder nachher von der „Theaterschenke“ kulinarisch verwöhnen lassen.
Im ENSEMBLE TAM OST
Regie: | Anja Rajch und Hans Anker |
Bühne: | Hans Anker |
Licht/Ton: | Ingo Hoborn |
Kostüm: | Ensemble |
Fotografie: | Albert Aschl |
Plakat: | Stine Helbig |
Schauspieler | als |
Jutta Schmidt | Agnes Regner |
Christian Swoboda | Andreas Regner |
Oliver Heinke | Albert Legrand |